Ernährungskompetenz
Das Angebot an Lebensmitteln und Informationen rund um das Thema Ernährung ist heute so groß wie nie – zu jedem Thema gibt es Ratgeber sowie unzählige Beiträge über social media. Doch warum fällt es vielen Menschen trotz dieser Flut an Informationen schwer, sich gesund und ausgewogen zu ernähren? Hier kommt der Begriff der Ernährungskompetenz ins Spiel – doch was bedeutet Ernährungskompetenz und welchen Beitrag kann das BGM leisten?
Ernährungskompetenz wird als die Fähigkeit definiert, theoretische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten im Ernährungsalltag in ein angemessenes Handeln umzusetzen. Ernährungskompetenz als eine Schlüsselkompetenz in der Daseinsvorsorge unterstützt die Bewältigung und Gestaltung des Alltagslebens sowohl im häuslichen Ernährungsalltag (Koch- und Konsumkompetenzen) als auch im Marktgeschehen (u. a. Lebensmitteleinkauf) (Büning-Fesel 2008). Dafür muss das Wissen um eine gesunde Ernährung bzw. die Einordnung und der Umgang mit Informationen mit entsprechenden Handlungen verknüpft werden. Das heißt: das Wissen um eine gesunde und nachhaltige Ernährung sollte beim Planen, beim Einkaufen und bei der Zubereitung der Mahlzeiten einfließen bzw. berücksichtigt werden.
Was gehört zur Ernährungskompetenz dazu?
„Die Ernährungskompetenz setzt sich aus den unterschiedlichen Bereichen des Planens, der Auswahl, des Vor- und Zubereitens der Nahrung und des Essens selbst inklusive all seiner sozialen Implikationen zusammen“ (Kolpatzik K, Zaunbrecher R: Ernährungskompetenz in Deutschland. AOK-Bundesverband, Berlin: KomPart, 2020). Zu den Fähigkeiten, die mit der Ernährungskompetenz einhergehen, gehört auch, gesunde Entscheidungen in unterschiedlichen Situationen zu treffen – sei es beim Einkauf im Supermarkt oder auch bei der Auswahl des Mittagessens am Arbeitsplatz. Dabei spielen für die Ernährungskompetenz vor allem zwei Faktoren eine Rolle – die eigenen Fertigkeiten und die spezifischen Rahmenbedingungen. Um die Fertigkeiten des einzelnen zu unterstützen und die Menschen vom Wissen zum Handeln zu bewegen, können die kontextspezifischen Rahmenbedingungen, z. B. durch das Verpflegungsangebot in der Betriebs- oder Hochschulgastronomie oder auch Maßnahmen innerhalb des BGM helfen.
Wie kann der Betrieb, die Kantine oder Hochschule zur Ernährungskompetenz beitragen?
Die Betriebs- und Hochschulgastronomie kann viel dafür tun, die Ernährungskompetenz zu stärken, indem sie zum einen gesundheitsförderliche und nachhaltige Verpflegung anbietet und dieses zum anderen für den Gast transparent darstellt und diesen informiert. Bspw. können die Gäste mit Aufstellern, Flyern oder über die digitalen Anzeigen über das Mittagsangebot informiert werden: Wo kommt das Fleisch her? Woher kommt das Gemüse, welche Besonderheit hat das Gericht, was heute angeboten wird? Es kann darauf hingewiesen werden, dass Kohlgemüse gerade Saison hat und dieser aus der Region vom Bauern XY stammt. So stellt man zum einen Vertrauen beim Gast her, denn er kann nachvollziehen woher sein Essen kommt – zum anderen trägt dies zur Stärkung der Ernährungskompetenz bei.
Auch grundsätzliche Informationen könnten in Form von kleinen Aufstellern auf den Tischen zum „Wissen nebenbei“ benutzt werden, bspw. was heißt vegan, vegetarisch und lactosefrei? Welche besonderen Inhaltsstoffe hat Gemüse XY, welches gerade Saison hat oder vielleicht auch „der Weg von der Kartoffel vom Einsatz bis zum Teller“. Wenn digitale Möglichkeiten vorhanden sind (bspw. Darstellung des Menüs über Bildschirme) können hier auch kleine Spots a la „Wussten Sie schon, dass“ gefolgt von einer Ernährungsinformation eingespielt werden. Zudem können im Rahmen des BGM kleine Wissenshäppchen z. B. in Verbindung mit einem Newsletter die Kompetenz erhöhen, hier könnten auch Angebote/Maßnahmen zum Thema Meal Prep für die Arbeit oder Workshops mit kurzen Impulsvorträgen zur Förderung der Ernährungskompetenz beitragen. Wichtig ist, dass nicht nur das Wissen erweitert wird, sondern dieses vor allem auch in Handlungen umgesetzt wird (siehe Tabelle).
Maßnahmen, die im BGM umgesetzt werden können | Maßnahmen, die im Verpflegungsbereich umgesetzt werden können |
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Ernährungskompetenz schließt die Fähigkeit mit ein, schon bei der Auswahl von Lebensmitteln eine richtige Entscheidung zu treffen. Vor allem im Hinblick auf die große Anzahl an hochverarbeiteten Produkten, die oft zu viel Salz, Zucker und gesättigte Fettsäuren enthalten, ist es wichtig, sich mit der Nährwertkennzeichnung vertraut zu machen um Produkte miteinander vergleichen zu können und ungünstige Produkte zu erkennen.